Hitler, Adolf

Hitler, Adolf
Hitler, Adolf
 
Als Sohn eines österreichischen Zollbeamten am 20. April 1889 in Braunau am Inn geboren, brach Hitler nach dem Tode seines Vaters (1903) seine Realschulausbildung in Steyr 1905 ab und lebte, mit Mal- und Zeichenstudien beschäftigt, bei seiner Mutter in Linz bis zu ihrem Tod 1907. Sein Versuch, in die Wiener Kunstakademie aufgenommen zu werden, scheiterte zweimal wegen nicht ausreichender Befähigung. In Wien bewegte sich Hitler vorwiegend im Milieu der Männerwohnheime, von der Waisenrente und dem Verkauf einiger seiner Bilder lebend, begegnete er in der Vielvölkerstadt den sozialen und nationalen Problemen der Vorkriegszeit. Durch eine eklektizistische Lektüre von Zeitungen und tendenziösen Schriften und Büchern entwickelte er eine persönliche völkisch-antisemitische »Weltanschauung«, in deren Mittelpunkt der Glaube an die »germanische Herrenrasse« stand, die es vor dem tödlichen Bazillus des »Weltjudentums« zu beschützen gelte.
 
1913 siedelte er nach München über, um sich dem österreichischen Militärdienst zu entziehen, meldete sich aber als Freiwilliger bei Kriegsausbruch 1914 bei einem bayerischen Regiment und nahm am Krieg 1914-1918 als Meldegänger teil. Dabei wurde er mehrfach verwundet; er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse ausgezeichnet. Das Kriegsende erlebte er nach einer Gasverwundung im Lazarett Pasewalk in Vorpommern.
 
Nach seiner Genesung wandte sich Hitler der Politik zu. Anfangs wurde er von seinem Münchener Reichswehrkommando wegen seiner rednerischen Begabung als Schulungsredner eingesetzt; dabei kam er in Berührung mit einer neu gegründeten »Deutschen Arbeiterpartei«, der er beitrat. Bereits im Juli 1921 wurde Hitler erster Vorsitzender mit absoluter Vollmacht. Die Partei war inzwischen in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei umbenannt worden. In dem für völkisch-nationale und republikfeindliche Betätigungen günstigen politischen Klima in Bayern wurde Hitlers Partei rasch eine der aktivsten Gruppen, Hitler selbst zu einer Schlüsselfigur. Sein Versuch aber, die konservative bayerische Landesregierung zum Staatsstreich gegen die »rote« Reichsregierung in Berlin anzutreiben, misslang am 9. November 1923 (Hitlerputsch). Hitler wurde zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt, aber bereits Ende 1924 vorzeitig aus der Haftanstalt Landsberg am Lech entlassen. Während der Haftzeit las er viel und schrieb das Buch »Mein Kampf«, in dem er seine maßlosen politischen Ziele und extremen weltanschaulichen Vorstellungen offen aussprach. Er forderte den »rassisch reinen«, »großgermanischen« Führerstaat, dem die Herrschaft über die »minderwertigen Mischrassen« und Völker zustand, und die »Ausschaltung« der Juden aus dem deutschen Volksleben sowie die Vernichtung der Marxisten bzw. Bolschewisten.
 
Hitlers Plan, nach dem Wiederaufbau der Partei, die während seiner Haft an Stärke verloren hatte, die Macht im Staat auf legalem Wege zu erringen, war bis 1929 kein Erfolg beschieden. Erst die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise brachten den Durchbruch zur Massenpartei, wie er in dem Wahlerfolg vom 14. September 1930 zum Ausdruck kam. Bei den Reichspräsidentenwahlen im Frühjahr 1932 trat Hitler als Kandidat der Rechtsparteien gegen Hindenburg an. Er verlor, konnte aber (im 2. Wahlgang) 36,8 % der Stimmen auf sich vereinen. Aus der Reichstagswahl vom Juli 1932 ging die NSDAP als stärkste Partei hervor. Hitlers Ziel, zum Kanzler ernannt zu werden, scheiterte jedoch an Hindenburg. Am 30. Januar 1933 waren die konservativen Kräfte zu diesem Schritt bereit.
 
Als Kanzler gelang es Hitler, mithilfe der Reichstagsbrandverordnung und des Ermächtigungsgesetzes in wenigen Monaten alle demokratischen Einrichtungen auszuschalten und eine Diktatur zu errichten. Die Reichswehr gewann er, indem er mit dem Blutbad vom 30. Juni 1934 (»Röhm-Putsch«) die SA als mögliche Konkurrenz ausschaltete. Nach dem Tode Hindenburgs am 2. August 1934 ließ er die Reichswehr auf seinen Namen vereidigen und vereinigte in seiner Person unter dem Titel »Führer und Reichskanzler« das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers. Vom Reichspropagandaminister Joseph Goebbels inszeniert, entstand ein beispielloser Führerkult. Hitler wurde wegen seiner außenpolitischen Erfolge (Rückkehr des Saarlandes ins Reich, Flottenabkommen mit England 1935 und Anschluss Österreichs 1938) als größter deutscher Staatsmann seit Bismarck gefeiert. Mit in Abständen vorgetragenen Friedensbeteuerungen gelang es ihm, die Welt darüber zu täuschen, dass er im Begriff war, den großen Krieg vorzubereiten, in dem das deutsche Volk den angeblich benötigten »Lebensraum« im Osten erobern sollte.
 
Seine Pläne, die Tschechoslowakei zu zerschlagen, wurden im Herbst 1938 durch das Einschreiten des britischen Premierministers Neville Chamberlain und das Münchner Abkommen noch einmal vereitelt, aber im Frühjahr 1939 holte er dies mit der Besetzung der »Resttschechei« nach. Für den deutschen Überfall auf Polen verschaffte Hitler sich mit dem Hitler-Stalin-Pakt Rückendeckung. Großbritannien und Frankreich lösten ihre Polen gegebene Garantie ein und erklärten Deutschland den Krieg. Die beeindruckenden Blitzsiege der weit überlegenen deutschen Wehrmachtverbände in Polen, Dänemark, Norwegen und Frankreich stärkten Hitlers Position im Ansehen des deutschen Volkes und gaben der deutschen Opposition, die sich seit 1938 gebildet hatte und zur Rettung des Friedens einen Staatsstreich plante, keine Chance, für ihr Vorhaben im Volk Verständnis zu finden.
 
Ein Meinungsumschwung setzte erst ein, als Hitler im Juni 1941 auch die Sowjetunion angriff und die deutschen Angriffsspitzen nach großen Anfangserfolgen im Winter 1941 vor Moskau zum Rückzug gezwungen wurden. Hitler schob die Schuld für das militärische Versagen den Generalen zu und übernahm selbst den Oberbefehl über das Heer. Aber der Nimbus von der Unbesiegbarkeit der deutschen Soldaten und der Unfehlbarkeit Hitlers war jetzt angeschlagen, er zerstob endgültig in der Katastrophe von Stalingrad im Januar 1943. Mit dem auf Befehl Hitlers mit unmenschlicher Härte geführten »Weltanschauungskrieg« gegen die Sowjetunion waren auch seinen Direktiven zufolge die Aktionen zur Vernichtung der europäischen Juden in den Konzentrationslagern des Ostens angelaufen.
 
Während mit der Wende des Krieges seit 1943 die deutschen Truppen vor der Übermacht der Gegner immer weiter in Richtung auf die Reichsgrenzen zurückweichen mussten, die Briten und Amerikaner mit ihrer Landung in der Normandie im Juni 1944 (Invasion) eine zweite Front im Westen gebildet hatten, versuchte die deutsche Widerstandsbewegung, durch Beseitigung Hitlers in letzter Minute noch das Schlimmste für Deutschland abzuwenden. Aber das Attentat vom 20. Juli 1944 misslang. Vom Bunker der Reichskanzlei aus erließ Hitler im März 1945 den Befehl »Verbrannte Erde« und sprach dem deutschen Volk als dem unterlegenen das Recht ab, zu überleben. Er entzog sich am 30. April 1945 der Verantwortung durch Selbstmord.

Universal-Lexikon. 2012.

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